Projektinhalte
Ein Milchproduktionsbetrieb ist ein sehr komplexes System bestehend aus Rindern, dem Betreuungspersonal aber auch einer Vielzahl von u.a. vom Haltungssystem ausgehenden Einzelkomponenten, Risikofaktoren und Störgrößen. Täglich müssen im Produktionsprozess Entscheidungen über Sachverhalte gefällt werden, deren Ursache und Auswirkung multifaktoriell sind (z.B. Behandlung oder Ersatz einer Kuh, Gestaltung der Futterration). Dabei beeinflussen sich die einzelnen Komponenten des Haltungssystems, des Betreuungsmanagements, der Fütterung, der Tiergesundheit sowie der Ökonomie und damit sämtliche Risikofaktoren wechselseitig. Grundlage jeder Entscheidung sollte daher eine valide, standardisierte und möglichst allumfassende Datenbasis sein. Diese Daten sind größtenteils verfügbar, werden aber noch nicht in geeigneter Form und hinreichend evaluiert in den Entscheidungsprozess einbezogen.
Herdenmanagementprogramme haben bisher in Bezug auf Tiergesundheitsdaten einen überwiegend archivierenden Charakter. Das Zusammenführen der Merkmale und das Treffen von Entscheidungen erfolgt hauptsächlich anhand von Erfahrungswerten und Kenntnissen der verantwortlichen Personen. Oftmals werden lediglich einzelne Parameter subjektiv ausgewählt.
Neue innovative Entwicklungsansätze arbeiten bereits mit Kennzahlen, welche in Form von vernetzten Bewertungsmodulen als Instrumente zur Selektionsentscheidung herangezogen werden können. Diese basieren auf der Berechnung der noch zu erwartenden Lebensleistung eines Tieres unter der Berücksichtigung von Risikoverläufen und Eintrittswahrscheinlichkeiten. Unberücksichtigt bleiben bisher Tiergesundheitsdaten, das vorgefundene Exterieur, qualitativ wertbestimmende Faktoren aus dem Haltungs- und Betreuungsmanagement und dem zu erwartenden Schlachtgewicht.
Zwölf interessierte brandenburgische Milchviehbetriebe wollen in Zusammenarbeit mit mehreren Kompetenzteams in einem multizentrischen Projektansatz diese innovative Idee weiterentwickeln und basierend auf den genannten und im Ergebnis des Projektes noch zu generierenden Merkmalen an die Anforderungen der Praxis anpassen.
Innerhalb von fünf Jahren sollen mittels wiederholter Systemanalysen und gerichteter Beeinflussung Wirkmechanismen und Risikofaktoren identifiziert, gewichtet und ökonomisch bewertet werden. Diese Daten sollen die Grundlage für eine erweiterte, neue Kennzahl den „KUH-mehr-WERT“ bilden. Mittels eines Softwaremodules wird diese zu einem praxistauglichen modularen Entscheidungsfindungswerkzeug, den „KUH-mehr-WERT Navigator“, entwickelt. Zentral in diesem Entwicklungsprozess steht die intensive Zusammenarbeit mit den Betrieben auf der Basis von Wissenstransfer. Die Bearbeitung dieses anspruchsvollen Arbeitsansatzes wird durch die fachübergreifende Vernetzung mehrerer Kompetenzteams ermöglicht.
Finales Projektziel ist allen Milchviehhaltern ein Arbeitswerkszeug zur Verfügung zu stellen, welches fundierte Entscheidungen auf Kuh-Ebene und Betriebs-Ebene ermöglicht.
Der Projektzeitraum umfasst die Zeitspanne vom 01. Dezember 2017 bis zum 30. November 2022.